Armand Diagne

"Je l'ai vue la tour de Stephen Sauvestre."

Projektausstellung 

Naive Malerei  Acrylic on Canvas    

Januar 20 - März 03  2022

Armand Diagne

Geboren am 23. Dezember 1978

Dakar, Senegal

 

Freiheit kennt weder Not noch Furcht

nach Hannah Arendt

 

Gleich des Blickwinkels und der Ereignisse erhält sich die Sehnsucht nach Freiheit und die Überzeugung, dass erst ein Leben ohne Not und Furcht ein wirklich freies Leben ist.

Hannah Arendt

Dieses Wissen „vergisst sich nicht mehr“.

Immanuel Kant

 

Die Arbeiten von Armand Diagne tragen die Farben seiner Heimat. Folgen in ihrem Ausdruck den Traditionen seiner Kultur. Manche mögen längst vergessen sein. Andere nur noch in der entlegenen Einsamkeit zu finden und nicht immer historisch belegt. Ungeachtet seiner Stationen: Mali Niger Libyen Jordanien Syrien Türkei Griechenland Mazedonien Serbien Ungarn Slowenien Tschechien Deutschland und der tiefen bedeutsamen und fordernden Erfahrungen beschreibt Armand Diagne in seiner Arbeit ausschließlich eine Welt, die er vor mehr als einem Jahrzehnt verließ. Geschuldet jenem Abkommen, dass heute fortgeschrieben als „Dublin III„ geltendes EU-Recht ist, erreichte er nie das Land, von dem er träumte. Frankreich. Es wird Zeit, dass europäische Politiker Migration als zivilisatorische Notwendigkeit begreifen und danach handeln.  aus Im Namen der Menschlichkeit, Rettet die Flüchtlinge! von Heribert Prantl, erschienen im Ullstein Verlag, Ullstein Streitschrift, zuletzt eingesehen am 26. Januar 2022. -

Der französische Historiker Fernand Braudel, der Ende der vierziger Jahre eine Universalgeschichte des Mittelmeerraumes verfasst hat, nannte die Migration eine zivilisatorische Unentbehrlichkeit. Insofern ist die Kunst von Armand Diagne eine Unentbehrlichkeit für uns.

Konfrontiert sie uns doch mit einem Menschen, dessen Hoffnungen sich wandelten, nach langen Jahren der Verdammnis zur Handlungsunfähigkeit wurde aus Hoffnung Illusion. In den Jahren der Leere entstanden die Bilder, die wir heute betrachten. Sie sind ein Geschenk und eine Mahnung, die Globalisierung der Gleichgültigkeit zu beenden.

Armand Diagne vorgestellt von Eva-Maria Ladwig 

Ich habe ihn gesehen

den Turm nach Stephen Sauvestre

Vor langer Zeit

Ich war jung

Mein Geburtsrecht ist die Freiheit

Ich hätte bleiben können

Es zog mich weiter

Über Meere und Ozeane

Illustre Orte habe ich gesehen

Bezaubernde Landschaften

Ich bin überall willkommen

Ich trage den Pass der Freiheit

Meine Hautfarbe garantiert mir meine Möglichkeiten

Geboren in einem der reichsten Länder der Welt

Gleichwohl mit verstörender Geschichte

Bin ich frei, zu gehen wohin ich will

Zu leben wir es mir gefällt

Zu Scheitern und wieder Aufzustehen

Freiheit ist mein Geburtsrecht

-

Vielleicht wird er ihn niemals sehen

Den Turm nach Stephen Sauvestre

Wahrzeichen einer funkelnden Stadt

Vielleicht wird er niemals die Erde des Landes betreten

Das einst seine Heimat unterwarf

Proklamiert 1864 – französische Kolonie Senegal

Die Entlassung in die Unabhängigkeit 1960

Nicht gleichbedeutend mit Grenzenlosigkeit

Freiheit ist hier kein Geburtsrecht

Es ist die Herkunft, die entscheidet

Die Farbe der Haut vor welcher sich Mauern erheben

Aus Stein und aus Misstrauen

Gelobtes Europa

Vor dem Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts

Erheben sich Wände aus Stacheldraht und Eisen

Die Festung Europa wird heute nicht mehr geleugnet

Sie wird verteidigt

Gegen jene Sehnsucht, nach einem Leben

In dem Freiheit ein Geburtsrecht ist

Ich habe ihn gesehen

Den Eifelturm

Gerade eben.

 

Eva-Maria Ladwig  

Text kursiv zitiert aus: "Im Namen der Menschlichkeit", Ullstein Streitschrift 5. Auflage 2015, zuletzt eingesehen 16. Januar 2022. Autor: Heribert Prantl